3 – Jakobsweg – eine Erfahrung, die mein komplettes Leben auf den Kopf stellte.
Cut von allen Problemen. Schwierigkeiten und Aufgaben einmal hinter sich lassen und in Ruhe darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist. Womit vergeuden wir unsere kostbare Zeit und welche schönen Dinge verdrängen und verpassen wir?
Zufällig auf dem Jakobsweg
Mir ist bis jetzt nicht ganz klar, wie ich durch Verkettung sehr glücklicher Umstände die Gelegenheit erhielt, den Jakobsweg zu gehen. Aber wenn schon, dann muss ich von der eigenen Haustür bis nach Santiago de Compostela in Spanien gehen. Die erste grobe Schätzung ergab fast 3000km. Eine tolle Herausforderung für Körper und Geist.
Es sollte eine Reise ins Unbekannte werden. Im Grunde hatte ich keinen blassen Schimmer was mich erwarten sollte. Die Gedanken, weshalb ich das nicht machen sollte, verdrängte ich einfach und so ließ ich das Abenteuer auf mich zu kommen. Ich musste hier raus aus dem verkorksten Leben und endlich alles Sortieren.
Aufbruch in ein neues Leben
Im Sommer 2013 war es dann endlich so weit. Aufbruch in ein neues Leben. Am Wochenende vorm Abmarsch noch schnell den Triathlon in meiner Heimat Obertrum gemacht und dann direkt los in eine Erfahrung, die mein Leben vollkommen auf den Kopf stellen sollte.
Prio Nummer 1 – Ein Zelt zum Schlafen in der Natur musste unbedingt mit. Ich möchte den Weg in vollen Zügen genießen. Nur der Weg und ich!
Die ersten Zweifel, ob das denn doch so eine gute Idee war, kamen bereits nach wenigen Stunden. Einfach nur Schiss vor Veränderungen. Die Hosen gestrichen voll. Aber ich kann doch nicht am ersten Tag schon wieder heimgehen? Also weiter, nur nach vorne blicken. Ein Bein vor das andere setzen und Schritt für Schritt nach vorne gehen. In dieser Situation kamen mir eine Million Gründe in den Kopf, warum ich nicht weitergehen sollte. Doch im Grunde war jeder einzelne Zweifel nur Angst vor Neuem, Unbekannten.
Hier half mir die Begleitung zweier Freunde, die die ersten Tage/Wochen den Weg mit mir teilten.
Irgendwann nach 4 bis 5 Wochen Wanderschaft änderte sich aber alles in mir. Ich hatte tatsächlich genug Zeit über all die Dinge nachzudenken und zu sortieren. War wirklich alles so schlimm, wie man das erlebte oder übersieht man einfach die positiven Dinge des Lebens? War es nicht so, dass man sich einfach zu wenig Zeit für die Verarbeitung der Erlebnisse des Lebens nahm?
Die eindeutige Antwort lautete, JA!
Ich verlor völlig das Raum–Zeit–Gefühl. Wochentage und Datum verlor ich recht schnell. Irgendwo im Nirgendwo in Frankreich konnte ich mich vor Lachen kaum mehr halten. Was war passiert? Ich hatte tatsächlich keinen blassen Schimmer, welcher Monat grad eben war. OK, jetzt war ich so richtig am Jakobsweg angekommen. Gut so.
Und allmählich sortierten sich die ganzen Dinge des Lebens zu einem großen Mosaik zusammen. All das Erlebte, ob positive oder negative Dinge, machten mich als Persönlichkeit nunmal aus. Ich bin so, wie ich bin. Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, das möchte ich jetzt auch nicht mehr.
Die Eindrücke bei der Wanderung veränderten meine Wertigkeit und Sichtweise zum Leben entscheidend. Ich konnte plötzlich aus allem etwas Positives gewinnen. Es kam sogar so weit, dass ich mich selbst herausforderte und mir die schlimmsten Erlebnisse aus meinem Leben suchte, um dann zu sehen ob es nicht doch eine Sache gab, die in keinster Weise gut sein sollte. Geflasht durch meine rosa Brille der Gedanken fand alles zum Guten und ich konnte jeder Sache einen Sinn geben.
Einfach unfassbar, wie man durch positive Gedanken und Mindset die Probleme easy lösen konnte. Dass ich nicht schon früher drauf gekommen war? Ausgeschlossen. Ich hatte ja nie Zeit darüber nachzudenken…
Ein weiterer entscheidender Aspekt für ein ausgeglichenes Leben ist das Zeitmanagement. Wir vergeuden unglaublich viel Zeit mit sinnlose, nutzlose Dinge. Ich kam zum Entschluss, dass ich einen großen Teil meines Lebens mit wertlosen Zeitvertreib verbrachte die am Ende nur zur Verblödung beitrugen. Währenddessen ich so viele Erledigungen hatte, die ich ständig auf die lange Bank schob.
Ich könnte jetzt noch endlos schreiben über all die Erlebnisse von meiner Reise ans „Ende der Welt“. Doch dies würde den Rahmen sprengen und ich könnte damit einige Bücher und ganze Vortragsreihen füllen.
Am Ende kam ich als völlig neuer Mensch zurück, der vor Ausgeglichenheit nur so strotzte. Nichts sollte mich mehr aus der Reserve bringen. Obwohl ich vor der Abreise oftmals ein kleines Nervenbündel war. Diese Ruhe und der Blick für das Wesentliche sollten mir im weiteren Leben noch sehr entscheidend helfen. Der Startschuss für unglaubliche Abenteuer rund um den Globus und wahnwitzigen Herausforderungen war nun gefallen…